Die Kombination macht die Musik. Um auf diese Erkenntnis zu weisen, teilt Frederic Rzewski in seinem Klavierquintett „Snaps“ jedem der beteiligten Künstler eine klare Rolle zu. So werden sie in der Alten Aula von den Stipendiaten der Kammermusik-Akademie ausgefüllt: Albrecht Menzel, übrigens Wiederholungstäter im Stipendiatenprogramm, ist der Präzise. Er und seine Geige sind in einer Bilderbuchbeziehung. Kim Won-Ho an der zweiten Violine franst seine Phrasen aus und tritt dann einen Schritt zurück. Cellist Simon Eberle ist sich selbst nicht genug und stürzt sich an den Rand des Möglichen. Igor Levit ist gewitzt und berechnend; er weiß, dass das Stück nur funktioniert, wenn seine Mitspieler die Regeln beachten, also ist er auch der Aufpasser.
Süßer, düsterer Klang
Am wenigsten greifbar ist die Bratschistin Hiyoli Togawa, sie versucht uns mit unheimlich süßem und düsterem Ton den Kopf zu verdrehen. Welche gemeinsame Aussage treffen diese Extreme? Gar keine, und darum geht es. Jede mögliche Besetzung will Rzewski ausprobieren, es ist ein Spiel mit insgesamt 21 Kombinationen. 10 Duette, 5 Soli, 5 Quartette und 1 Quintett. Eine halbe Minute bekommt jedes Ensemble, und jeder Musiker darf das Quintett einmal anführen. Summa summarum ist es ein halbe Stunde Spiel, Spaß und Spannung. Solch profane Unterhaltung brauchte man auch dringend nach Ludwig van Beethovens Klaviertrio Nr. 4 B-Dur op. 11.